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Beispiele und Erklärungen


Zu diesem Kapitel

Im Folgenden findest Du willkürlich zusammengewürfelte, zum Teil von kritischen Kommentaren begleitete authentische Darstellungen verschiedenster Art in unterschiedlichster Bildqualität zu verschiedensten Themen, die von Zeit zu Zeit ergänzt und/oder verändert werden. Werden Pferde und/oder Reiter kommentiert, wird immer und ausschließlich mehr oder weniger detailliert der abgebildete Moment unabhängig von Rasse, Alter und  Ausbildungsstand bewertet und beurteilt. Die Bewertung erfolgt in jeglicher Hinsicht wohlwollend, objektiv und  konstruktiv kritisch. Der dargestellte Moment kann sich erheblich vom grundsätzlichen tatsächlichen Zustand des Pferdes oder vom wirklichen reiterlichen Vermögen im Alltag unterscheiden. Die Grundkondition eines Pferdes und die Fertigkeiten eines Reiters werden zuverlässig immer nur vor Ort im direkten persönlichen Kontakt erfasst und niemals allein nur durch Fotos, Videos oder andere bildgebende Techniken.



Durchtrittige Fessel

Durchtrittige Fessel mit gestressten Strukturen. Durchtrittigkeit kann ein Zuchtfehler sein. In jedem Fall ist Durchtrittigkeit nicht nur ein Schönheitsfehler. Bei durchtrittigen Pferden sacken die Fesselgelenke  nach dem Auffussen manchmal bis fast auf den Boden ab.  Durchtrittigkeit  ist ein Indiz dafür, dass die meisten betroffenen Pferde anstatt über ihre oberen, tragfähigen Gelenke und dem entsprechenden Halteapparat (Oberlinie) "in ihren Körper hineinzulaufen"  und ihn nach vorne-aufwärts zu tragen über ihre unteren wesentlich instabileren Gelenke "unter ihrem Körper hindurchlaufen", vor ihrem eigenen Schwerpunkt einbrechen und auf die Vorhand fallen.  Durchtrittige Pferde leiden unter anderem unter sehr hohen Belastungen der Strukturen in ihren unteren Gelenken, da die gesamte  Last auf diesen kleinen, sehr beweglichen Gelenken liegt.

 

Durchtrittige Pferde sind  außerdem oft, jedoch nicht zwangsweise, insgesamt mehr oder weniger relativ hypermobil. Bei Durchtrittigkeit geht sehr viel Bewegungsenergie schon durch die absackende Fesselbewegung nach unten beim Auffussen verloren. Es bleibt kaum mehr Spannkraft um sich federnd vom Boden abzustossen.

 

Eine Überlastung der unteren Gelenke findet man nicht nur bei durchtrittigen Pferden. Verschiedene Indizien, wie zum Beispiel mangelnde Elastizität, zu hohe als auch zu geringe Spann- bzw. Federkraft so wie zu geringe bzw. übertriebene Stabilität und Weitere, die sich dem geschulten Auge bereits im Ansatz, insbesondere geade auch im Bewegungsablauf und immer in Relation zum individuellen Gesamtexterieur betrachtet zeigen, sind  deutliche und sehr ernstzunehmende Alarmsignale. Um Folgeschäden (Fesselträgerinsuffizienzen, Sehnenschäden etc. ) zu vermeiden, sollte sofort begonnen werden, diese und die damit zusammenhängenden Mängel zu korrigieren und damit im Rahmen der optimierbaren Möglichkeiten des Pferdes zu verbessern.



Langer und verlängerter Rückenmuskel

Der an den Halswirbeln angeheftete verlängerte Rückenmuskel ist, noch mehr als der Trapezmuskel, das wichtigste Bindeglied zwischen Rücken und Genick. Nur wenn der Energiefluss ungehindert über den langen Rückenmuskel und die Schulter in den verlängerten Rückenmuskel fliessen kann ist es dem Pferd möglich, diese Muskulatur beim Anspannen in ihrer gesamten Länge voluminös zu füllen und aufzudehnen um mit ihr die  Wirbelkörper von der Lendenwirbelsäule bis zum Hals auf einem gesunden Abstand zueinander zu halten. Wenn der Rückenmuskel seiner Aufgabe gerecht wird, werden die Halswirbel mit zurück und etwas nach oben gezogen, wodurch sich insgesamt eine tragfähige, stabile Oberlinie ausbildet. Bei einem gesunden Pferd mit entspanntem Rückenmuskel kann man deutlich sehen wie sich der lange Rückenmuskel  lang dehnt, wenn es den Hals  zum Beispiel zum Grasen senkt. Bei Pferden mit Rückenmuskel- oder  Rückenbandproblemen sieht man  diese Dehnbewegung im Rücken  nicht.



Reiterin auf Pferd im falschen Schwung

Diese Darstellung ist von einem Foto abgezeichnet. Die Reiterin sitzt völlig tiefenentspannt auf einem in einer Linkswendung galoppierenden Pferd. Mangels fehlender Körperspannung setzt die Reiterin den falschen, ebenso spannungslosen Pferdebewegungen nichts entgegen, wodurch sie den stark pathologischen Gang verstärkt. Sie schiebt das mit sowieso schon viel zu viel Schubkraft ausgestattete Pferd noch stärker auf die Schulter  regelrecht in den Boden hinein. Der Rücken des Pferdes sackt weg, das Becken ist nach hinten herausgestreckt, das Dach auf der Kruppe signalisiert eine Überlastung des Kreuzdarmbeinglenkes, der Durchtrittigkeit der Fesseln wird durch die mit herabgesackenden Sprunggelenke der Reiterin  nicht entgegengewirkt. An der Genickbeule und dem falschen Knick im Hals ist erkennbar, dass das Pferd versucht seinen Körper dort festzuhalten was ihm nicht gelingt. 



Isländer im Galopp

Der nicht mit abgebildet Reiter passt den Galopp dem nicht ganz unkritischen Exterieur des Pferdes ziemlich gut an. Das Pferd führt sein zu sehr gestrecktes Hinterbein zu stark nach vorne unter den Leib. Für diese Haltung müsste das Genick offener und durchlässiger sein, damit die Kraft auch über die Halsmuskulatur bis in das Pferdemaul durchfließen und dort nach vorne herausgelassen werden kann. Durch die isländertypische Vorhandaktion ist das Vorderbein zwar stark gewinkelt was optisch eine starke Aktivität simuliert, in Wirklichkeit jedoch hat sich das Pferd nicht kräftig genug vom Boden abstoßen können um seinen Brustkorb ausreichend zu heben. Das Pferd läuft etwas zu stark im Schub, drückt sich dafür aber mit der Hinterhand, begünstigt durch seine stabilen Fesseln, seinen Möglichkeiten entsprechend ganz ordentlich vom Boden ab.



PRE-Hengst im Galopp

Der nicht mit abgebildete Reiter sitzt - für die eigentlich bei den spanischen Rassen typische Reitweise  eher untypisch - stark entlastend. Trotz dem kann die Kraft aus der Hinterhand nicht vollständig über den Rücken und den Widerrist durch langen und verlängerten Rückenmuskel bis in das Genick geleitet werden. Der für diese Rassen typisch schwache Rücken ist in dem Fall zwar nicht nach unten heruntergedrückt, dafür aber gestaucht. Das Pferd ist nicht reell genug im Körper aufgerichtet weswegen der aufgerichtete Hals nicht das Resultat der von hinten nach vorne fließenden Kraft ist. Das Pferd hält den im Verhältnis zum Körper zu stark aufgerichteten Hals mit Halsmuskel- und nicht durch Rumpfkraft oben. Das Pferd zeigt eine schöne, nicht übertriebene Aktion der Vorderbeine und eine  trotz allem entspannte Kruppe. Insgesamt wird das Pferd bis auf die  zu starke isolierte Aufrichtung des Halses seinem Exterieur angemessen geritten.



Für zwischendurch :-)

Das Bild zeigt 8 Buchstaben und ein Küsschen - im Großen und Ganzen , bis vielleicht auf das staubige Outfit, eine unkritische Darstellung :-)



Exterieurdarstellung Korrekturpferd 1

Im Folgenden werden die Defizite eines Korrekturpferdes aufgezeigt bevor es aktiv in die Korrektur genommen wurde.

 



Halsdeformationen Korrekturpferd 1

Die folgende Darstellung zeigt nach einiger Zeit der  Korrektur, die ausschließlich vom Boden aus erfolgte, einige der noch sichtbaren Halsdeformationen auf.



Defizite im Trab Korrekturpferd 1



Defizite Entspannungshaltung Korrekturpferd 1



Exterieurveränderungen Korrekturpferd 1



Korrekturpferd 1 an der Longe

Die Stute ist  mittlerweile sehr bemüht ihren Brustkorb anzuheben, den Hals zu strecken, ihn ansatzweise zu dehnen und die Wirbelsäule auch im Sattelbereich stabil oben zu halten.  Noch immer zeigt sie exterieurbedingt grundsätzlich zu viel Raumgewinn. Ihr Becken kippt auf diesem Bild etwas nach innen. Die im Verhältnis zur Hinterhand enorme Schrittweite der Vorhand zeigt ihre Vorhandlastigkeit. Hals und Kopf trägt sie mittlerweile für ihre Verhältnisse auf guter Höhe, das Genick ist stabil und vollständig geöffnet. Würde sie ihr Tempo reduzieren, würde sie anstatt Last in der Hinterhand aufzunehmen noch stärker auf die Vorhand fallen, würde man versuchen sie aufzurichten, würde ihre Wirbelsäule im Bereich der Sattellage gestaucht und wahrscheinlich würde sie ihr Becken durch Vorziehen kippen, wodurch sie ihr ILS blockieren würde. Also wartet man weiterhin geduldig..  :-)

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Auf den ersten Blick möchte man insbesondere die definierte Halsmuskulatur als ein gutes Zeichen interpretieren. Tatsächlich ist diese Körperhaltung für die Stute mit ihren körperlichen Möglichkeiten auch schon sehr gut. Nichtsdestotrotz kippt sie auch hier nach innen und versucht ihren Brustkorb mit ihrer Halsmuskulatur "anzuheben". Hinsichtlich ihrer ganz persönlichen Exterieurprobleme müsste sie das Genick noch etwas mehr öffnen. Bei Pferden mit Genickproblemen erziele ich die größten Erfolge wenn ich sie in der Bodenarbeit und an der Longe im Hauptsächlichen an den Halsriemen nehme und auf jegliche Art von Kopfstück verzichte.



Erste Galoppversuche Korrekturpferd 1

Das Pferd hat  einige Zeit später immer noch sehr viel zu tun um nicht zu stark auf die Vorhand zu fallen, findet mittlerweile aber auch unter dem Reiter meist eine im Verhältnis zum Rumpf gute Höhe für seine Halshaltung, bei der der verlängerte Rückenmuskel als Fortsetzung des langen Rückenmuskels die Halswirbelsäule stabilisierend hält. Der etwas geübtere Betrachter kann auf diesem Bild das noch immer mangelnde Vermögen der Stute in Bewegung den Brustkorb genügend zu heben und den Hals am Widerrist abzustellen, erkennen. Auf diesem Bild sind auch dezente Überreste vom falschen Knick zu sehen, die besonders dann zum Tragen kommen, wenn der verlängerte Rückenmuskel nicht genug bedient werden kann um die Halswirbelsäule zu stabilisieren. Würde die Reiterin ihren Schwerpunkt  nur minimal  weiter nach vorne verlagern würde die Stute auf die Vorhand fallen und in den Boden laufen, würde die Reiterin ihren Schwerpunkt nur minimal weiter nach hinten verlagern würde die Wirbelsäule der Stute im kritischen Bereich der Sattellage nach unten nachgeben. Insgesamt ein derzeit statisch noch sehr unsicherer, sensibler Galopp.

 

Einige Wochen später in noch schlechterer Bildqualität dafür aber schon etwas stabilerer Körperhaltung: Die Stute folgt mittlerweile phasenweise der Aufforderung ihren Schwerpunkt im Galopp noch etwas mehr nach hinten/oben in Richtung Reiterschwerpunkt zu verlagern. Sie hebt ihre Brustwirbelsäule besser an und kann den verlängerten Halsmuskel in dem für sie besonders wichtigen Bereich C3 bis C7 kontrollierter und kräftiger stützend bedienen. In der nun folgenden Zeit wird daran gearbeitet, den Hinterhandhebel  zu verkürzen damit sie ihre Hinterbeine mehr anwinkelt, weniger streckt und nicht ganz so weit unter ihren Körper führt. Gleichzeitig wird sie mit dem Stützbein mehr Last aufnehmen können. Je besser ihr das  in den nächsten Wochen, Monaten, Jahren.. gelingen wird, um so mehr wird sie  in der Lage sein, das auf dem Foto  für meinen persönlichen Geschmack noch zu enge Genick zu öffnen ohne dabei auf die Vorhand zu fallen. Die zuchtbedingt durchtrittigen Fesseln werden dieser Stute mit höchster Wahrscheinlichkeit bleiben.

 

 

Verlagert der Reiter nur minimal seinen Schwerpunkt weiter nach vorne und nimmt er  etwas an Stabilität aus seiner Brustwirbelsäule, folgt das Pferd dieser Veränderung augenblicklich und unmittelbar wodurch der Kraftfluss empfindlich unterbrochen wird. (hier gut zu sehen an der in diesem Moment unterbrochenen Zügel-Arm-Linie!)

 

(Vielleicht findet sich ja mal ein leidenschaftlicher Fotograf oder eine leidenschaftliche Fotografin der/die das Projekt: "Korrekturpferde mit ihren Schwierigkeiten in ihren Möglichkeiten" begleiten möchte.. Fotografieren gehört definitiv nicht zu unseren Kernkompetenzen!  ;-)  )

Das Pferd kann sich noch nicht biegen. Grundlage für eine korrekte Biegung ist eine zumindest angehende, reelle Versammlungsfähigkeit die die Stute derzeit aufgrund ihrer  körperlich begrenzten Möglichkeiten noch nicht zeigen kann. Reelle, korrekte Biegung wird hergestellt, indem sich die Wirbelkörper auf der gesamten Länge der durch die gefüllte Muskulatur aufgedehnten Wirbelsäule voneinander entfernen und in diesem entstandenen sehr kleinen Raum nur sehr leicht nach rechts oder links flektieren ohne sich zu berühren. (Nur so nebenbei: Korrekte Biegung hat absolut nichts damit zu tun, eine Pferdewirbelsäule, womöglich noch unter Belastung mit Reitergewicht, wie die einer Schlange möglichst stark hin- und herzubiegen was oft als besonders erwünschte Beweglichkeit gelobt wird..! ) In einer - wie hier gezeigten -  großzügigen Wendung kompensiert das Korrekturpferd seine noch mangelnde Biegefähigkeit damit, dass sie mit ihrem inneren Hinterbein zum Abfussen etwas zu weit nach vorne/aussen  greifen wird um sich möglichst nah unter ihrem weit vorne/innen und zu tief liegenden Schwerpunkt wieder vom Boden abstoßen zu können. An der rechten Hinterhand ist auch auf diesem Bild gut  die angezüchtete starke Durchtrittigkeit zu erkennen!



Vergleich Korrekturpferd 1 im Stand - früher / später

 

Die Aufgabe war lediglich aus dem Schritt anzuhalten ohne vorn überzukippen, dem tiefen vorn liegenden Schwerpunkt hinterherzulaufen oder vor dem eigenen Körper wegzulaufen. Das Pferd war aufgrund seiner katastrophalen Statik kaum "aus dem Reiterkörper heraus" anzuhalten und als dies einigermaßen gelang, nicht imstande, normal bzw. entspannt stehenzubleiben und/oder auch nur ein Minimum an Kraft über die Oberlinie durch den Körper zu leiten. Die Stute setzt ihre Hinterbeine weit unter den Körper um einen möglichst großen Hebel  zu schaffen. Gleichzeitig versucht sie durch übermäßiges Anspannen falscher Muskelgruppen das Becken stark anzuziehen und zu kippen.

Viel Zeit später war die Aufgabe, im Stand  Gewicht auf die Hinterhand zu verlagern und diese Last stabil gestützt aufzunehmen. Die Stute macht das für ihr Exterieur vorbildlich. Sie beugt die Hanken, wölbt ihre Wirbelsäule auf und leitet die Kraft trotz ihrer starken Rückständigkeit vollständig von der Hinterhufspitze durch den Körper bis in die Nasenspitze. Zu kritisieren ist, dass sie gerade das linke Hinterbein heben möchte, ihre Bauchmuskulatur noch nicht effektiv genug benutzt und deswegen - man mag sich darüber streiten oder nicht - aber für meinen persönlichen Geschmack ihr ehemals gerollkurtes Genick zu eng macht, auch wenn sie sich in dem abgebildeten Moment absolut vorbildlich am Gebiss abstößt ohne anzustoßen. Um zu verhindern dass die Stute in ihren durchtrittigen Fesseln absackt muss der Reiter die Energie im Hauptsächlichen über seine Fussballen in seinen Körper aufnehmen und  sehr schnell auf sehr kurzen Wegen hindurchleiten.




Exterieurdefizite Korrekturpferd 2



 

Exterieurmerkmale Wallach "Fritz"